Donnerstag, 14. Februar 2013

Die Brüder Karamasow

Ich weiß nicht, was mir im Dezember letzten Jahres durch den Sinn ging, als ich mir "Die Brüder Karamasow" in der Bibliothek ausgeliehen habe. Wahrscheinlich nicht sehr viel mehr als " 'Schuld und Sühne' war ja auch ganz OK."
1026 Seiten und zwei Monate später kann ich leider nur ein ernüchterndes Fazit ziehen. Mag es sein letzter, großartiger Roman gewesen sein und zur Weltliteratur gehören, mich hat Dostojewski nicht so recht überzeugt.
Es gibt echt gute Passagen. Sehr tiefsinnige, als z.B. der Bruder Iwan - der Atheist - eine von ihm erdachte Geschichte erzählt, in der Jesus zurück auf die Erde kommt und auf den Großinquisitor trifft. Dieser erkennt Jesus, doch statt ihn zu feiern, sich zu freuen oder was auch immer man in solch einer Situation erwarten würde, lässt er Jesus festnehmen und am nächsten Tag hinrichten. Natürlich unterhält er sich vorher noch mit ihm und legt ihm seine Gründe dar. Das ist sehr interessant, hätte Herr Dostojewski aber auch einfach als Kurzgeschichte veröffentlichen können :-)
Dann wiederum gibt's auch sehr witzige Stellen, z.B. als Iwan anfängt Wahnvorstellungen zu bekommen und sich mit seiner Halluzination - der Teufel in Gestalt eines schäbig gekleideten Gentlemans - unterhält.
Nur leider gibt's dazwischen unendlich lange Passagen, deren Sinn sich mir nicht erschließt; die unpassend wirken, wie dazwischengeschoben. Da wird ganz plötzlich ein ganz anderes Thema angesprochen. Insgesamt schleicht sich bei mir das Gefühl ein, dass der Autor nochmal alles, was ihm an interessanten Gedanken, an revolutionären Ideen, an bisher ungeschriebenen Worten, die er der Welt aber unbedingt noch mitteilen muss, im Kopf rumschwirrte, in dieses eine Buch gepackt hat. Komme was wolle, auch wenn's nicht zusammenpasst und den Leser ganz verwirrt zurücklässt. Und am Ende klappt man das Buch zu und die Frage nach dem großen Ganzen, der Hauptaussage sozusagen, bleibt unbeantwortet.

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