In Montblanc wollten wir eine längere Weile bleiben. Drei Nächte. Da
lohnte es sich sogar schon, den Reiserucksack einmal auszupacken und alles fein
säuberlich in den Hotelschrank zu sortieren.
Beim ersten Erkundungsspaziergang stießen wir auf die lange
Stadtmauer, die wohl einmal den Ort umgeben hat, nun aber mitten drin steht und
den befahrbaren Außenteil Montblancs vom engen, verwinkelten Innenteil trennt.
| Die gut erhaltene Stadtmauer in Montblanc |
Außerdem lernten wir Georg den
Drachentöter kennen. Seinerzeit mutiger Held, nun Schutzheiliger Kataloniens.
Sant Jordi, wie er auf Katalan heißt.
| Sankt Georg, der Drachentöter, oder Sant Jordi, wie er auf Katalan heißt |
Und wir entdeckten eine
Jakobsmuschel. Gelb auf blauem Hintergrund. Sicheres Zeichen für den Verlauf
eines Pilgerwegs. Durch Montblanc verläuft aber nur ein Zubringer zum
eigentlichen Jakobsweg, der aus Frankreich kommt und viel weiter nördlich, also
in den Pyrenäen, Katalonien durchquert.
| Heimatlicher Anblick mitten in Katalonien :-) |
Von Montblanc aus starteten wir
am nächsten Tag eine Wanderung durch die Serra de Montsant, über die ich das
nächste Mal berichte. Aber in Montblanc mussten wir letztendlich auch mehr Zeit
zubringen, als uns lieb war, denn am Tag danach regnete es… und regnete… und
regnete… Und das ist ein Problem in
Katalonien, denn wenn es regnet, dann bleibt es dabei. Dann ist das nicht nur
so eine kurze Husche. Und dann regnet es auch überall! Kein Entkommen über die
nächste Bergkette ins nächste Tal möglich. Das mussten wir auf die umständliche
Tour lernen, als wir trotz Regen in Montblanc zum Startpunkt der Wanderung
aufbrachen, wo es laut Wetterbericht nicht regnen sollte. Gefühlte tausend
Serpentinen später standen wir in La Febro auf dem Parkplatz im Regen.
Zwischendurch hatte es nicht ein einziges Mal aufgehört. Also ging es den
ganzen Weg wieder zurück. Erschwerend kam hinzu, dass unser Auto ziemlich
schlecht mit Feuchtigkeit umgehen kann. Wir hatten also die Wahl zwischen wohltemperiertem
Nichtssehen oder Heizung und Lüftung auf volle Pulle, Fenster runter (soweit
das bei dem strömenden Regen eben geht) und durch da.
Zurück im Hotel musste also ein
Alternativplan her und der bestand erstmal daraus, möglichst lange im Bett
rumzulungern, sich möglichst wenig zu bewegen und möglichst viel zu lesen oder
nichts zu tun :-)
Nein, irgendwann haben wir uns
dann doch nochmal rausbequemt und uns im Nachbarort ein ganz cooles Museum
angeschaut. In L’Espluga de Francoli nämlich fließt der Fluss Francoli und dieser hat dort zu Urzeiten ein riesiges Höhlensystem in
den Fels gewaschen (mehrere Kilometer lang). Und in diesen Höhlen haben
Urzeitmenschen gewohnt und so wurde ein Teil der Höhle jetzt zu einem Museum
über Urzeitmenschen. Das war wirklich gut gemacht. Man kommt dort mit einer
geführten Gruppe rein. Wir hatten Audioguides auf Englisch und dann wurden
immer so kleine animierte Filmchen über das Leben der Urzeitmenschen gezeigt. Danach
konnte man sich Exponate anschauen, die die Archäologen in der Höhle gefunden
haben und die sie dazu gebracht haben, zu denken, dass das Leben so ausgesehen
haben könnte, wie gerade im Filmchen gesehen.
Dort habe ich auch gelernt, warum
die Felsen in Kataloniern so aussehen, wie sie aussehen. Und das ist nämlich
so: Viele Felsen in Katalonien, also z.B. die vom Roca del Corb, bestehen aus
ganz vielen kleinen und auch größeren Steinchen und Steinen, die alle sehr
glattgeschliffen sind. So wie dieser Putz, der in der DDR so beliebt war. (Jetzt habe ich ewig nach einem Link zu einem entsprechenden Foto gesucht, weil ich die Nahaufnahme vom Roca del Corb gerade nicht da habe, aber ich konnte nichts finden... Das wird also noch nachgereicht!)
Katalonien lag mal sehr viel tiefer (oder vielleicht war auch einfach nur das
Meer höher). Es war also unter Wasser, aber am Rande des Festlandes und vom
Festland kam ein großer Fluss, oder vielleicht auch mehrere, der Sediment
mitgebracht hat. Und dieses bestand aus vielen Steinen, die vom Transport mit
dem Wasser so rundgeschliffen waren. Diese haben sich dann auf dem heutigen
Katalonien abgelagert und wie das mit geologischen Vorgängen so ist, da
verdichtet sich irgendwo was, dann werden Platten angehoben, Wasser
verschwindet, der Wind pustet alles weg, was lose und nicht verdichtet ist und
übrig bleiben die coolen Felsen aus den kleinen rundgeschliffenen Steinen.
*TADAAA* :-)
Gut, wieder genug gelernt für
heute! Unsere Zeit in Montblanc war mit dem Regentag dann auch vorbei. Am
nächsten Tag ging es dann endlich ans heißersehnte Mittelmeer und auf dem Weg
dorthin natürlich noch nach La Febro, die ausgefallene Wanderung nachholen!
Aber dazu ein anderes Mal mehr…