Freitag, 21. November 2014

Ein Besuch im Zoo

Als Student hatte ich mal eine Jahreskarte für den Zoo. Weil man nur dreimal im Jahr hingehen musste, damit sich das gelohnt hat. Und mit all dem Familien- und Freundesbesuch in Leipzig ist man schon irgendwie auf drei Mal gekommen. Naja, und wo man die Karte dann schon mal hatte, ging man auch einmal öfter in den Zoo. Ich hatte das Gefühl, wir waren oft da, aber jetzt, wo meine Kollegin mit ihrer Jahreskarte fast jede Woche einmal geht (es sei denn es sind Schulferien), muss ich das wohl revidieren.
Ich wundere mich ein wenig über mich selbst, dass ich überhaupt eine Jahreskarte hatte. Ich stehe Zoos eigentlich immer mit gemischten Gefühlen gegenüber. Es fetzt schon irgendwie, die Tiere zu beobachten und darüber nachzudenken, was für Farben, Formen und Funktionen in der Natur über all die vielen tausend Jahre entstanden sind. Riesige, faltige Elefanten, winzige Garnelen, gestreifte Tiger und gefleckte Babytapire. Okapis mit gestreiften Hintern, Fische mit Rüsseln, Pinguine mit Federn, so klein, dass sie aussehen wie Fell. Tiere, die den ganzen Tag schlafen; Tiere, die den ganzen Tag essen; Tiere, die den ganzen Tag umherwuseln.
Aber immer, wenn ich im Zoo bin, überkommt mich irgendwann so ein komisches Gefühl. Gar nicht in der Art, dass mir die Tiere Leid täten, weil sie eingesperrt sind, sondern eher so: In einem Moment stehe ich vor den Orang-Utans und denke: "Wow, was für ein zotteliger, alter Stoffel. Warum nur steht der so auf Papier über dem Kopf?" Und im nächsten Moment denke ich: "Das ist doch absurd! Schau dir all die Leute an, wie sie auf die Tiere starren. Wie die Tiere hier extra hergeschafft wurden, wie ihnen hier extra so ein Zoo gebaut wurde, wie hier so ein Aufwand betrieben wird, damit es ihnen gut geht! Nur, damit wir uns extra auf den Weg hierher machen können, uns extra einen Nachmittag Zeit nehmen, um auf sie zu schauen und uns über sie zu freuen. Uns darüber zu freuen, dass sie hier sind, obwohl sie doch nur unseretwegen hier sind! Und wir nur ihretwegen... Absurd!"*
Und nichtsdestotrotz passiert es doch immer mal wieder, wenn auch mittlerweile sehr selten, dass ich im Zoo lande. Eine Jahreskarte habe ich natürlich nicht mehr, bin ja auch kein Student mehr, aber ich dachte mal, so ein Gutschein für den Zoo wäre ein tolles Geschenk zum Verschenken. Das war vor anderthalb Jahren. Ja, die Einlösung hat sich etwas hingezogen; bis vor zwei Wochen, um genau zu sein.
Es wird gerade viel gebaut im Leipziger Zoo. Aber der ist ja so riesig, dass sie wahrscheinlich die Hälfte in eine Baustelle verwandeln könnte und die Besucher hätten immer noch genug zu sehen. Hauptsächlich vermutlich das Gondwanaland, wo auch wir die meiste Zeit verbracht haben. Fotos hab ich nicht so viele gemacht (drei...), aber hier zeig ich euch eines davon, weil es ein Suchbild ist:
Wie viele Baby-Krokodile könnt ihr finden?**
Am coolsten war vermutlich der Fisch mit dem Rüssel, der vom Aquariumboden Steinchen aufgesaugt hat und sie durch seine Kiemen (!!!) wieder ausgespuckt hat. Eine Art Nilhecht. Seit ich das letzt Mal im Zoo war hat sich auch echt viel verändert. Die Flamingos haben eine dreimal so große, neue Anlage bekommen, die Leoparden haben ein neues Gehege neben der Tiger-Taiga, die alte Bärenburg wird in ein Cafe mit Spielplatz umgebaut, weil sie wohl für Tiere nicht mehr geeignet ist, aber auch nicht abgerissen werden soll. Die Bärenburg ist ja immerhin fast neunzig Jahre alt. Die Hälfte der Savanne, wo früher die Straußenvögel waren, ist jetzt Baustelle für eine zukünftige Nashornanlage. Ach ja, das kleine Nashorn! Das hatte nen ziemlichen Rappel. Ich hab noch nie ein Nashorn so galoppieren sehen.
Alles in allem war es also doch irgendwie ein schöner Tag im Zoo. Das Wetter hat gut mitgespielt und wir hatten auch nach dem Zoo am Samstag und dann am Sonntagvormittag noch eine schöne Zeit mit unserem Besuch. Vielen Dank dafür :-)!

* Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, überkommt mich dieses Gefühl der Absurdität öfter. Wie neulich, als ich im Kino diese Dokumentation über eine Obdachlosen-Schlafstätte in Lausanne gesehen habe.
** Ich hab sieben gezählt.

Keine Kommentare: