Im letzten Blogeintrag "Wunderbares Krakau!" habe ich euch von unserem Himmelfahrtsausflug in diese polnische Stadt berichtet. Von dort aus haben wir einen Nachmittagsausflug in das Salzbergwerk Wieliczka unternommen. Es gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, also muss es schon ziemlich sehenswert sein. Der eigentliche Grund, weshalb ich hinwollte: Auf dem Bild im Reiseführer sah es aus wie in Moria aus Herr der Ringe :-)
Unsere Eintrittskarten für eine Führung auf deutsch hatten wir online schon gebucht, weil wir uns nicht sicher waren, wie voll es werden würde. Ohne Führung kommt man nicht in das Bergwerk. Es wäre nicht nötig gewesen, obwohl schon einiges los war. Die Gruppe war so groß, dass wir in zwei aufgeteilt wurden, die für mein Befinden immer noch zu groß waren. Jeder bekam ein Audio-Dings, mit dem man hören konnte, was die Führerin in ihr Mikro sprach. Das klappte meistens ganz gut, aber nur, wenn man sich in einem bestimmten Radius zu ihr aufhielt. Wer zu sehr zurückfiel oder nicht näher ran konnte, weil kein Platz mehr war, vernahm leider nur noch Rauschen.
Dann ging's erstmal eine schier endlose Treppe hinunter. Das gemächliche Tempo hätte ich genießen sollen. Denn danach ging's nur noch ruckizucki schnurstracks von einem langen Tunnel in einen sehenswerten Raum in den nächsten langen Tunnel in den nächsten Raum Tunnel Raum Tunnel, kurze Pipi-Pause natürlich mit Imbissbude unter Tage, und weiter weiter weiter. Hier schnell gucken, da sehen sie das, alle weiter, weiter weiter. Tunnel, Raum, Tunnel, Raum, hier unser Museumsshop, vielen Dank für die Aufmerksamkeit, Tschüß!
Das Tempo, dass die Gute an den Tag gelegt hat, war bemerkenswert. Und das vermutlich nur, um pro Tag eine möglichst hohe Anzahl Touristen dort durchzuschleusen.
Es war super beeindruckend, was es dort unter Tage zu sehen gab. Alles von Menschenhand geschaffen. Riesige Hohlräume, bizarre Salzkrusten, Untertage-Seen. Aber man hatte absolut keine Zeit, das alles auf sich wirken zu lassen und sich beeindrucken zu lassen. Das war sehr schade!
Anschließend konnte man noch eine weitere Tour durch eine Art Museum mitmachen. Die war im Preis inbegriffen, aber kein Pflichtprogramm wegen der weiteren drei oder vier Kilometer Wegstrecke durch die Stollen. Auch mit einem Führer, aber - wie wir hofften - doch etwas gemächlicher, um sich Ausstellungsstücke und Texte anzuschauen. Pustekuchen! Bei unserem Glück hatten wir zwei oder drei Schnuspeln in der Gruppe, die der Meinung waren, das noch mitmachen zu müssen, obwohl "ihre Leute" ja oben warten würden; ob man "das nicht ein bisschen schneller machen" könnte. Ich hätte sie lynchen können! Also sind wir auch dort durchgehetzt, haben unsere Ausdauer im Schnellgehen unter Beweis gestellt und wieder viel Beeindruckendes im Vorbeifliegen gesehen.
Insgesamt also ein durchwachsener Ausflug. Ich bereue nicht, dass wir dort waren. Das Salzbergwerk ist zu recht auf der UNSECO-Liste gelandet und sehr sehenswert, aber die Art und Weise, wie Touristen dort durchgeschleust werden, ist der Einzigartigkeit dieses menschengemachten Wunderwerks absolut nicht angemessen.
Zum Schluss noch ein paar Fakten, die ich mir gemerkt habe, und bildliche Eindrücke, die wir im Vorbeihasten mitgenommen haben:
Salz wurde hier bis 1993 abgebaut. In die UNESCO-Liste wurde es aber schon 1978 aufgenommen, also noch während dort Salz gefördert wurde. Seit '93 dient es nur noch dem Tourismus, aber um Schäden durch Wassereinbrüche zu verhindern, wird das Wasser aus allen Stollen hochgepumpt und immer noch zur Salzgewinnung genutzt.
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