Montag, 14. September 2015

Wunderbares Krakau!

Ich hörte so viele Leute sagen, wie schön es doch in Krakau sei, dass ich beschloss, mir das selbst mal anzuschauen. Nachdem ich vor längerem schon einen Reiseführer auf dem Flohmarkt gekauft hatte, haben wir über das lange Himmelfahrtswochenende auch endlich mal genug Zeit gehabt, den Plan zu verwirklichen.

Wir sind mit dem Auto hingefahren, was ewig gedauert hat. Die Straßen in Polen, vor denen uns jeder warnte, waren völlig OK. Es waren die pure Entfernung kombiniert mit hohem Verkehrsaufkommen und Starkregen, die die Hinfahrt acht Stunden dauern ließ. Auch in Krakau selbst macht das Autofahren keinen Spaß, wenn man ins Zentrum möchte, weil alles voller Einbahnstraßen ist. Zum Glück beinhaltete unsere Unterkunft einen Parkplatz auf dem Hof, sonst wären wir völlig aufgeschmissen gewesen. Wer es also vermeiden kann, sollte nicht mit dem Auto anreisen. In der Stadt braucht man es ja auch gar nicht. Wir haben es nur einmal für einen Ausflug zum Salzbergwerk Wieliczka gebraucht, aber dorthin fahren auch Busse.

Unsere Unterkunft hatten wir über booking.com gebucht. Ein Apartment in Innenstadtnähe (Kapucynska 5). Die Lage war super (ein kleiner Supermarkt ist direkt um die Ecke), der Parkplatz wie gesagt inklusive, die Vermieterin war sehr nett und hilfsbereit, in der Küche war alles da, was wir brauchten (vor allem Tee!) und es gab WLAN (das zwar nur sporadsch funktionierte, aber war schon OK). Falls ihr mal nach Krakau fahren solltet, können wir das nur empfehlen. Hier ein paar Eindrücke:
Optimale Platznutzung durch das Hochbett - und ja, das da links ist ein Ofen :-)
Blick vom Hochbett: links die Eingangstür, rechts die Tür ins Bad. Aus dem Fenster sah man leider nur auf eine Wand.
Leider hatten wir uns beide vor der Fahrt ein wenig erkältet und das nasskalte Wetter am Anreisetag tat sein übriges. Daher haben wir unser Touri-Programm entspannt geplant und sind abends eher ins Bett gegangen, als nochmal durch die Stadt zu ziehen. Das war ein bisschen schade, hat unseren Eindruck von Krakau aber keineswegs getrübt.
Und was das angeht, kann ich die vielen Leute nur bestätigen: Kraukau ist wirklich eine wunderbare Stadt! Natürlich gibt's viele Touristen, aber auch viel Platz, um ihnen zu entgehen. Es ist nicht alles schnieke und blitzeblank frisch gestrichen oder gesandstrahlt, sondern angegraut, natürlich gealtert und verwittert und daher mit Geschichte und Charakter. Nicht, dass Krakau mit seinen vielen historischen Gebäuden nicht sowieso schon geschichtsträchtig genug wäre. Die Universität z.B. ist die älteste Polens und ein Besuch auf dem Wawelhügel gleicht einer Reise durch die Stadtgeschichte. Außerdem gibt's eine Menge Grün, und zwar einmal um die Altstadt drumherum (die Parkanlage Planty), wo sich früher die Verteidigungsanlagen befanden.
Hauptsächlich waren wir natürlich in der Altstadt unterwegs, aber auch im jüdischen Viertel Kazimierz und einen Abend in einem Park im Westen der Stadt. Ach ja, und der Ausflug ins Salzbergwerk Wieliczka. Darüber berichte ich aber in einem extra Blogeintrag, denn da hab ich ein paar mehr Fotos :-)
Hier aber erstmal ein paar Ansichten von Krakau:
Die Tuchhallen auf dem Marktplatz
Touristisches Treiben in den Hallen
Die Marienkirche auf dem Marktplatz
Erster Anlaufpunkt in der Altstadt ist natürlich der Marktplatz, der wirklich riesig ist. Durch die Tuchhallen mittendrin fällt das aber nicht gleich auf. Sehnswert (auch von innen) ist die Marienkirche. Besonders die Deckenmalerei hat mich sehr beeindruckt. Auch auf dem Marktplatz befinden sich die Überreste des Rathauses, und zwar nur noch der Turm. Den kann man eigentlich besteigen, aber in den vier Tagen haben wir das nicht geschafft. Entweder war er regulär geschlossen, wegen einer Veranstaltung zu oder trotz eigentlicher Öffnungszeit nicht offen.
Außderdem ist Krakau die Stadt der Kirchen. Ich glaube, ich war noch nie in einer Stadt mit so vielen Gotteshäusern. Besonders krass ist der Weg vom Pl. Wszystkich Swietych Richtung Süden, die ul. Grodzka entlang. Auf dem Platz stehend sieht man allein drei Kirchen und weitere vier säumen die rund 500 m zum Fuße des Wawel. Insgesamt hat Krakau über 100 Kirchen!
Die Kirche St.-Peter-und-Paul in der ul. Grodzka.
Eigentlich haben wir die Stadt nur auf verschiedenen Spaziergängen erkundet (nach dem ersten verregneten Tag war das Wetter dann auch super schön). Wir sind selten irgendwo reingegangen, haben uns keine Museen oder Ausstellungen angeschaut. Nur in der Marienkirche waren wir eigentlich. Zum Mittag haben wir uns meist ein nettes Restaurant gesucht und Piroggen gegessen. Einen kompletten Nachmittag saßen wir auch in den Planty im Sonnenschein und haben Leute beobachtet. Ganz besonders viel Spaß hat uns da ein Geocacher-Pärchen bereitet, die einen Cache unter einer Bank gesucht haben, auf der ein Ömchen saß und sich schon wunderte, was die da treiben :-)
Dieses Lokal beschrieb der Reiseführer als "gastronomische Perle Krakaus"
und der Platz "verbreitet südländisches Flair" :-)
Im Innenhof des Collegium Maius, dem ältesten erhalten geblieben Universitätsgebäude.
Besonders gefallen hat mir auch das jüdische Viertel Kazimierz. Das hatte eine ganz andere Atmosphäre als die Altstadt. Es gab eine Menge fabelhafter Street Art, die ich hier und hier z.B. schon mal gezeigt hab. Es gab auch eine Menge kleiner Läden, durch die ich gern geschlendert wäre (z.B. Second Hand-Läden). Gut, weil Krakau eben auch eine Studentenstadt ist und das jüdische Viertel vermutlich grade das hippe, aufstrebende Studentenviertel wird, gab's auch ein paar weniger schöne Ecken mit merkwürdigen Nachtclubs, aber noch bestimmen sie nicht das Gesamtbild. Hoffentlich bleibt das auch so.
Am letzten Abend haben wir uns dann doch noch zu einem Abendspaziergang hinreißen lassen, um einmal den Wawel im Dunkeln zu sehen und es hat sich auch wirklich gelohnt:
Der Wawel im Dunkeln.
Und die gleiche Ansicht am Morgen :-)

Auf dem Wawel selbst haben wir auch nochmal einen ganzen Vormittag verbracht, und das ohne die Innenräume des Schlosses zu besichtigen. Dort werden täglich nämlich nur eine begrenzte Zahl Besucher zugelasssen und man muss lange für Karten anstehen. Das wollten wir uns bei dem schönen Wetter nicht antun und haben lieber den Blick auf die Weichsel genossen. In der Kathedrale waren wir, die mich, wie jede größere katholische Kirche, allein durch die endlose Anzahl kleiner Kapellen und Altarnischen beeindruckte. Dieses konzeptlose Anbauen kleiner Kapellen sah ma der Kirche witzigerweise auch von außen schon an, wie ihr auf dem Foto unten sehen könnt.
Die Kathedrale auf dem Wawel mit ihren unterschiedlichsten Kapellenanbauten
Der Innenhof des Wawelschlosses
Wir hatten also trotz Erkältung und einer noch längeren Rückfahrt (Vollsperrung auf der Autobahn) ein sehr schönes langes Wochenende in Krakau und können euch einen Besuch nur wärmstens empfehlen!

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