Montag, 29. September 2014

Zitiert! #7

Mountain, I feel like Moses on a mountain,
waiting for the truth to be delivered,
waiting for the sky to open up.

Dead end, I feel like Moses at a dead end
waiting for the sea to be divided
waiting for someone to lead the way.

Reptile Youth - Dead End

Find ich gut! So fühle ich mich öfter mal. Aber es kommt einfach niemand, der mir in Stein gemeißelt sagt, was ich tun und lassen soll, oder der das metaphorische Meer für mich teilt. Also steckt man in der Sackgasse fest...

Samstag, 27. September 2014

Urlaub in Katalonien - Die Reise endet

Unsere letzte Station in Katalonien war die Stadt Girona. Leider kamen wir erst abends nach unserer Montserrat-Wanderung dort an und mussten am nächsten Morgen in Richtung Heimat aufbrechen. Dort hätte ich wirklich gern noch mehr Zeit verbracht, weil es nicht so ein verschlafenes Nest war, wie die Orte, in denen wir anfangs so waren (Olot, Solsona), nicht so touristenüberlaufen wie Tarragona, aber auf den ersten Blick sympathischer als Lleida. Lag vielleicht an den vielen jungen Leuten in den Straßen. Girona ist eine Studentenstadt :-)
Die Zeit reichte also nur noch für einen Abendspaziergang durch die Innenstadt:
Die Kathedrale in Girona -
auch dort hätte es sicher einen Kreuzgang gegeben :-)
In jedem Reiseführer zu finden - ein Bild der bunten Häuser am Flussufer des Riu Onyar
Küsst man den Löwenhintern bringt das Glück
und man wird eines Tages nach Girona zurückkehren.
Aus hygienischen Gründen habe ich den Löwenhintern nicht geküsst, aber ich hoffe, dass ich trotzdem eines Tages die Gelegenheit bekommen werde, noch einmal durch Girona zu schlendern und dann die Kathedrale nicht nur von außen bestaunen zu können.
An unserem letzten Abend in Katalonien wollten wir noch einmal auswärts in einem Restaurant zu Abend essen. Zehn Tage Urlaub hatten doch schon ausgereicht, um uns an die Zeitumstellung der Mahlzeiten zu gewöhnen und so war es tatsächlich schon um neun, als wir uns am einem Tisch niederließen. Als Vorspeise gönnten wir uns einen Teller gegrilltes Gemüse mit Brie, was, so einfach das auch klingen mag, unheimlich lecker war. Für die Hauptspeise hatte ich mir eine Paella ausgesucht. Ich hatte gelesen oder gehört, dass sie in Katalonien besonders lecker sein soll, kannte bisher aber nur die aus der Uni-Mensa. Als der Kellner dann meinen Teller vor mir abstellte, bekam ich leichte Zweifel: Aus dem Gemisch aus Reis, Erbsen und ich glaube auch ein paar Möhrenscheibchen schauten ganze Muscheln und ein ganzer Krebs heraus. Also mit Schale, ne? Uiuiui, was musste ich da wieder ausprobieren? Aber die Muscheln aus ihrer Verpackung zu holen, war gar nicht so schwer, und das Ganze schmeckte wirklich fabelhaft, so dass ich aß und aß und... huch, was machte denn dieser Krebsfühler da? Ich geriet nur kurz ins Stocken. Naja, der muss wohl von meinem Krebs abgefallen sein. Den hatte ich gleich an die Seite gepackt, denn Fleisch aus Muscheln zu pulen ist eine Sache, aber einen Krebs an seiner Unterseite aufzubrechen, wo die ganzen kleinen, ekligen Beinchen sind, ist eine ganze andere und, nee, das ging mir dann doch zu weit... auch wenn's anschließend bestimmt lecker gewesen wäre. Zum Nachtisch dann noch eine Karamell-Panna Cotta und wir waren kugelrund und voll bis Oberkante Unterlippe und sind langsam zum Hotel zurückgerollt.
Ja, am nächsten Tag sind wir dann in aller Frühe wieder Richtung Heimat aufgebrochen. Das Wetter war zum Glück gut, das Auto auch wieder gesund und die Straßen bis auf Ausnahmen um Montpellier und Lyon leer. Von einem Parkplatz in Frankreich konnten wir noch einmal einen letzten Blick zurück auf die schneebedeckten Berge der Pyrenäen werfen. Irgendwann werden wir auch dort mal hinfahren und dann sehe ich vielleicht auch Girona wieder :-)
Der letzte Blick auf die Pyrenäen

Donnerstag, 25. September 2014

Urlaub in Katalonien - Gaudí in Reus und Wandern in Montserrat

Nach dem trüben Tag im Ebro-Delta wurde es am folgenden Tag leider nicht besser, das Wetter. Also ließen wir uns erst einmal ein ausgiebiges Frühstück im Hotel schmecken. Unsere Bleibe in Tarragona, das Sant Jordi, war nicht nur deshalb so toll, weil wir aus dem Zimmer einen wunderbaren Blick auf dasMittelmeer hatten, sondern auch, weil der "Alles gut! Kein Problem!"-Hotelangstellte, ein über 70jähriger Herr, wirklich fabelhaft war. Kaum saßen wir am Frühstückstisch, wo schon das übliche Sammelsurium aus Brötchen, Croissants und Marmeladen aufgetischt war, kam er immer wieder mit neuen Leckereien: Joghurt, Äpfel, Wurst und Käse, Tee und Saft, noch mehr Obst, Frühstückseier, kleine Küchlein. Und Alufolie, damit wir uns was zum Mitnehmen für den Tag schmieren konnten :-)
Obwohl wir so verschwenderisch lange gefrühstückt hatten, war das Wetter in der Zwischenzeit nicht besser geworden. Es regnete und regnete. Also haben wir auf tripadvisor nach Museen in der Nähe geschaut, bzw. auf dem Weg nach Martorell (in der Nähe von Barcelona), wo wir für die kommende Nacht ein Hotel gebucht hatten. Wir entschieden uns für das Gaudí Centre in Reus, der Geburtsstadt des Architekten, unweit von Tarragona. Eine sehr gute Entscheidung! Das Museum muss ziemlich neu sein, denn es ist sehr modern. Jeder bekommt einen Audio Guide. Sogar Deutsch ist verfügbar. Damit kann man dann durch das Museum laufen und je nachdem, wo man steht, erzählt einem das Gerät den passenden Text. Funktioniert alles mit Sensoren. So lernten wir also alles mögliche über Antoni Gaudí, den vermutlich berühmtesten Architekten Kataloniens und den Erschaffer der Sagrada Família in Barcelona, die ich vor zwei Jahren während meiner Durchreise dort schon bestaunen konnte. Aber der Herr Gaudí hat ja auch noch andere tolle Sachen gestaltet. Ein paar Wohnhäuser in Barcelona oder den Park Güell z.B., die allesamt als kleine Modelle ausgestellt waren, an denen irgendwelche architektonischen Besonderheiten gezeigt wurden. Z.B. konnte man es auf das Modell der Arkaden des Park Güell regnen lassen, um zu sehen was für ein gut durchdachtes Regenwassersammelsytem der Herr Gaudí dort eingebaut hat.
Am besten fand ich eine Fotoausstellung, die jeweils architektonische Details von Gaudís Werken mit einer Naturaufnahme gegenübergestellt hat. So haben sie gezeigt, wovon er sich hat inspirieren lassen. Baumstämme, Schneckenhäuser, Blüten.
Es gab auf jeden Fall eine Menge zu entdecken, auszuprobieren und zu lernen, und am Ende war ich so begeistert, dass ich mir gern ein Buch über Gaudí und die Geometrie in seinen Werken gekauft hätte, aber das Museum hatte leider keinen Shop und später hab ich auch herausgefunden, dass es solch ein Buch, wie ich es gern hätte, gar nicht gibt.

Als wir aus dem Museum kommen, regnet es immer noch, aber immerhin ist es spanische Mittagszeit, also um zwei, und wir gönnen uns ein Pilzrisotto in einem kleine Restaurant. *mjam mjam* Und zum Nachtisch eine Mandelcreme! Also von leckerem Essen verstehen die Katalanen etwas!
Danach wollten wir dann eigentlich nach Martorell ins Hotel fahren, aber das Auto hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nicht nur, dass wir wegen der Feuchtigkeit schon wieder fast nichts gesehen haben, ständig stockte und ruckelte es, weil sich das Auto verschluckte. Bis es dem Freund zu viel wurde und er den ADAC anrief. Es folgte ein Abenteuer in vier Akten: Warten auf den Abschleppdienst, Schleppeldischlepp nach El Vendrell, Warten in der Werkstatt mit dem Höhepunkt "Die Mechaniker finden nichts. Lasst uns eine Testfahrt machen" und der großen Auflösung. Es war doch was, aber nur die falschen Kabel an der Zündkerze, weshalb die am Kaputtgehen war. Wieder mobil und um ein wenig Geld erleichtert können wir dann endlich weiter und kommen erst spät in Martorell an.

Martorell ist keine besondere Stadt. Wir campierten dort nur, weil es dann nicht mehr weit war zu unserem Ziel am nächsten Tag, aber weitaus billiger, als hätten wir direkt dort genächtigt.
Unseren letzten Tag in Katalonien wollten wir nämlich nutzen, um zum Monestir de Montserrat zu wandern. Das ist sozusagen DIE Sehenswürdigkeit in Katalonien. Nach Barcelona natürlich. Aber weil es von Barcelona nicht sehr weit weg ist, kommen Unmengen Touristen dorthin. Es ist ein Kloster im Felsengebirge namens Montserrat. Das heißt zersägter Berg und genauso sehen die Felsen auch aus. Und man kann das Massiv von Barcelona aus schon sehen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Die beeindruckenden Felsen des Montserrat-Gebirges
Wir fahren also am nächsten Tag von Martorell nach Monistrol de Montserrat am Fuße der Berge. Wir parken direkt an der Station der Bergbahn, weil wir mit dieser dann wieder runterfahren wollen. Leider heißt das, dass wir erstmal durch den halben Ort latschen müssen, um an den Startpunkt der Wanderung zu kommen. Auf dem Marktplatz fällt mir auf, dass ich noch meine Turnschuhe anhabe. Also den ganzen Weg wieder zurück, Schuhe wechseln und wieder hin. Immerhin ist der Ort recht hübsch und man sieht die schönen Berge im Hintergrund schon .
In Monistrol de Montserrat
Die Strecke ist recht unspektakulär. Es geht hoch, hoch und hoch. Aber der Ausblick, der sich uns dabei bietet, ist atemberaubend. Und das nicht zuletzt deshalb, weil das Wetter auch wieder mitspielt. Wir sehen die schneebedeckten Pyrenäen und grüne Hänge, soweit das Auge reicht.
Aussicht auf dem Weg zum Monestir de Montserrat -
das im Vordergrund ist übrigens blühender Rosmarin
Auch nicht so schöne Ansichten bieten sich uns, aber, naja, irgendwo muss das Abwasser der Klostermönche und vermutlich vor allem das der tausenden Touristen ja hin.
Ungewöhnlicher Ort für Abwasserrohre
Oben angekommen müssen wir leider tatsächlich feststellen, dass dort ziemlich viele Touristen unterwegs sind. Außerdem feiern eine Ansammlung von Kinder- und Jugendgruppen eine Art Tanzfest auf dem Hauptplatz. Wir verbringen also nicht allzu viel Zeit am Kloster, sondern wandern weiter in die Berge hinein, d.h. noch etwas weiter hoch. Dort laufen wir einen kleinen Rundweg, genießen die Aussicht, machen unsere Mittagspause und steigen dann am Nachmittag langsam wieder hinab zum Kloster. Wir beschließen schnell eine der Bahnen nach unten zu nehmen, bevor das Kinderfest vorbei ist. Doch noch während wir in der Bahn auf die Abfahrt warten, stürmen hunderte lärmende Wänster den Wagon und wir sind verloren. Wie wir die Fahrt überlebten, weiß ich bis heute nicht :-)
Hier noch ein paar Eindrücke aus den Montserrat-Bergen:
Aussicht vom Monestir de Montserrat
Moderne Gebäude, die sicher nicht zum Kloster gehören, sondern Hotels und Restaurants sind
Diese Felsformation ist ein typisches Postkartenmotiv
Blick auf das Kloster

Dienstag, 23. September 2014

Urlaub in Katalonien - Das Ebro-Delta

Nach dem wunderbar sonnigen Tag in Tarragona, war der nächste Tag grau, bedeckt und trübe. Kein so guter Start, aber das änderte nichts an unseren Plänen ins Ebro-Delta zu fahren. Auf dem Weg dorthin wollten wir in L'Ampolla stoppen, um dort eine Strandwanderung zu laufen, die unser Wanderführer beschreibt.
Vielleicht wäre es schön geworden, wenn wir nicht wieder so ein Ärger mit der Parkplatzsuche gehabt hätte, wenn das Wetter schöner gewesen wäre, wenn am Wegesrand nicht so viel Müll rumgelägen hätte, wenn auf dem Weg nicht so viele Hunde ihre Fekalien hinterlassen hätten, wenn da nicht so viele Strandhäuser die Klippen verbaut hätten, wenn der Freund das Meer genauso sehr mögen würde wie ich, wenn die Algenhaufen nicht so sehr gestunken hätten, wenn wir am Tag davor nicht schon so viel gelaufen wären, wenn, wenn, wenn... War aber nicht so, deshalb war es ziemlich doof und wir sind ziemlich schnell wieder umgekehrt und weitergefahren zum Ebro-Delta.
Algenstrand in L'Ampolla
Das Ebro-Delta! Eigentlich genau der richtige Ort, um an solch einem Tag dort hinzufahren, weil er sich Ton in Ton ins grau des Himmels einfügt. So etwas tristes, wie die brachliegenden Felder, die bis an den  Horizont reichen, habe ich selten gesehen. Dazu ein Wind, der auch alles andere mit dem Graubraun der Erde überzieht. Auf eine gewisse Art auch schon wieder beeindruckend, diese riesige platte Ebene, die nur aus abgelagerten Flusssedimenten entstanden ist, die der Ebro aus dem Landesinneren mitgebracht hat.
Grau in Grau - Blick aus dem Fenster auf unserem Weg nach Deltebre
In Deltebre, der größten Stadt im Ebro-Delta (bzw. auf der Halbinsel, die das Ebro-Delta darstellt) haben wir das Ecomuseum besucht. Eine kleine Ausstellung informiert über das Ebro-Delta, seine Entstehung, seine Bewohner, seine Tier- und Pflanzenwelt. Wie auf der Landkarte zu sehen, ist die Ausstellung auch schon etwas älter :-) Leider war auch nur ein winziger Bruchteil ins Englische übersetzt.
Ein Schaubild der Ausstellung im Ecomuseum in Deltebre
So sahen früher die Fischerhäuser im Ebro-Delta aus
Solche Krebse wohnen im Ebro
Aber der spannendere Teil des Ecomuseums war sowieso draußen und bestand aus Obstbäumen, Palmen und Gemüse, aus zwei Häusern traditioneller Bauweise, in denen es um den Reisanbau früher und heute ging und um Fischfang und in denen in Aquarien und Terrarien die heimische Tierwelt gezeigt wurde.Und wo man aus einer kleinen Beobachter-Hütte Vögel an einem See beobachten konnte. Denn dafür ist das Ebro-Delta ja bekannt; für die vielen, vielen Vögel, die dort auf ihrer Reise nach Norden oder Süden halt machen. Daher ist es ein Eldorado für Ornithologen. Leider waren wir zur falschen Zeit dort. Und das nicht nur wegen der Vögel. Auch, dass es dort so trist aussah, hatte seinen Grund, denn im Frühjahr liegen die Reisfelder trocken und werden gepflügt, bevor sie dann im Mai geflutet werden und die Reispflanzen gepflanzt werden. Im Sommer, wenn der Reis dann wächst und gedeiht, ist die ganze Ebene ein einziger grüner Teppich. Unvorstellbar, wenn man das obere Foto so sieht, oder :-)
Nach dem Museumsbesuch sind wir nach Riumar gefahren. Ein kleines Örtchen fast direkt an der Ebro-Mündung. Der Ort war wie ausgestorben. Es hat nur noch das tumbleweed gefehlt. So ist das eben mit Ferienorten außerhalb der Saison! Um an den Strand zu kommen, mussten wir über eine Düne klettern, die vermutlich auch erst zum Sommerbeginn geräumt wird. Der Sand warvoller kleiner Muschelbruchstücke. Der starke Wind trieb große Wellen an den Strand.
Solch eine Düne kann uns doch nicht aufhalten!
Muschelbruchstücke
Raues Wetter - raues Meer
Dann sind wir zur Mündung des Ebro spaziert. Auf dem Weg dorthin konnten wir aus Vogelbeobachterhütten doch noch ein paar Vögel sehen. Der Ebro ist ein riesiger Fluss und ebensogroß ist seine Mündung. Da kann man sich schon eher vorstellen, dass solche Wassermassen einiges an Sediment mitbringen, dass sich an der Mündung ablagert. Aber deshalb wird das Ebro-Deltra trotzdem nicht mehr immer größer und größer, denn auf der anderen Seite zehrt das Meer und trägt ebenso wieder Sediment ab. Ein stetiges Hin und Her. Alle paar Jahrzehnte kommt ein großer Sturm oder eine Flut, der Fluss ändert seinen Verlauf ein wenig. Zurück bleiben tote Flussarme oder Lagunen, die dann ideale Rastplätze für Zugvögel sind.
Da! Vögel!
Und noch mehr Vögel!
Da hinten mündet der Ebro ins Mittelmeer
Links das Ebro-Delta 1927, recht im Jahr 2000

Sonntag, 21. September 2014

Die See! Die See! Wir fahren an die See!

Wir unterbrechen das laufende Programm "Urlaub in Katalonien" für einen aktuellen Sonderbeitrag. Aus gegebenem Anlass berichten wir über den Kurzurlaub an der Ostsee. Auch nur ganz kurz :-)

Das hier ist Wismar. Eine süße kleine Stadt. Natürlich haben wir uns nur den Stadtkern angeschaut und ihn per Geocache erkundet, aber das war wirklich schön.
Am Mühlenbach in Wismar
Im Hafen von Wismar
Das hier ist die Ostsee. Auch sie ist schön! :-)
Jedes Jahr nehme ich mir vor, im Sommer ein paar Tage an die See zu fahren. Das letzte Mal hat das vor fünf Jahren geklappt. Es war also mal wieder höchste Zeit! In Zierow, unweit von Wismar, hatten wir ein Zimmer im Ostseehotel Rike. Ein wirklich gemütliches Zimmer, mit einer kleinen Küchenzeile, so dass wir uns selbst versorgen konnten. Wir haben gemacht, was man an der Ostsee halt so macht: Am Strand spazieren, Steine sammeln (oder mit einem größeren Stein zertrümmern, wenn man Daniel ist), im Wasser rumwaten, sich Fahrräder ausleihen und durch die Gegend fahren, Minigolf spielen, Eis essen, für Geocaches auf Bäume klettern, Fisch essen. Der ganze übliche Urlaubsspaß! Es war wirklich toll, obwohl es nur 2 Tage waren.
Die See!
Ich vor der See!
Steinstrand an der See!
Steinhaufen vor der See!
Ich in der See!

Freitag, 19. September 2014

Urlaub in Katalonien - Tarragona

Tarragona!
Sonne, Strand und Mittelmeer!
Was will man mehr?
Von unserem Zimmer im kleinen, aber feinen Hotel Sant Jordi am Stadtrand konnten wir auf das Meer schauen, der Strand war nur drei Gehminuten entfernt und als wir ankamen strahlte die Sonne mit mir um die Wette. Uns begrüßte ein älterer Herr (ich schätzte ihn auf über 70), der uns doch tatsächlich unsere Koffer ins Zimmer tragen wollte! Vermutlich arbeitet er schon seit Anbeginn der Zeit in diesem Hotel und gehört damit sozusagen schon zum Inventar. In jeder erdenklichen Sprache spricht er bestimmt ein paar nette Worte, die er von Touristen aufgeschnappt hat. Auf Deutsch waren das "Alles gut!" und "Kein Problem!"
Blick von unserem Hotelbalkon auf das Mittelmeer
Natürlich ging's erst einmal ans Meer. Am Strand machten wir uns auf in Richtung Innenstadt. Sandstrand zum Baden gibt es übrigens nur an kleinen Abschnitten, dazwischen ragen Felsklippen ins Meer, die von Muschelfossilien und Steinen durchsetzt sind, wie im Foto zu sehen ist.
Sandstrand und Felsklippen am Mittelmeer bei Tarragona
Nahaufnahme von den Felsklippen
Leider verläuft in Tarragona zwischen Stadt und Strand eine Eisenbahnlinie. Damit führt sie auch direkt hinter unserem Hotel vorbei, aber das haben wir eigentlich nicht so richtig mitbekommen. Problematisch war's nur, als wir dann nach dem Strandspaziergang in die Stadt wollten, um etwas zu essen. Ewig gab es keine Unter- oder Überführung und wir mussten immer weiter und weiter am Strand langlaufen, bis wir es vor lauter Hunger nicht mehr aushielten und in einer Strandimbissbude gegessen haben. Ich war mir nicht sicher, ob die grüne Tomate auf meinem Burger so musste oder einfach noch nicht reif war. Aber sonst war es OK und wir konnten uns gut gesättigt wieder auf den Rückweg zum Hotel machen.

Der nächste Tag dann. Was kann man in Tarragona unternehmen? - Sich altes Römerzeug anschauen! Das ist in Massen vorhanden! Und für mich, die ich aus einer Region komme, in die die Römer nie gekommen sind, und die in der Schule Latein belegt hat, super cool und spannend! Also kaufen wir uns ein Kombiticket, das verschiedene Sehenswürdigkeiten vereint und bekommen von der netten Dame auch gleich noch eine Vorschrift, wie wir diese am besten ablaufen, damit wir alles schaffen, besonders die Sehenswürdigkeiten, die um zwei zur Siesta schließen.
Daher schauen wir uns zunächst das Modell der Stadt Tarragona an, wie sie zu Römerzeiten ausgesehen hat. Für damalige Verhältnisse war Tàrraco, wie die Stadt zu der Zeit hieß, eine Metropole, weil sie ein wichtiger Mittelmeerhafen für die Römer war. Hier können wir auch schon ein wenig römische Architektur entdecken:
Placa del Pallol
Danach besuchen wir das Casa Castellarnau. Ausnahmsweise kein Römerbau, sondern das prunkvolle Wohnhaus einer einflussreichen katalanischen Familie, das nun ein Museum ist und dessen pompöse Innenausstattung man bestaunen kann. Später kommen wir noch zu einem zweiten solchen Haus, dem Casa Canals, in dem ebenso eine bedeutende und vor allem reiche Familie gewohnt hat.
Im Casa Castellarnau
Im Casa Canals
Doch hauptsächlich interessieren uns ja die Überbleibsel der Römer und nächste Station unseres Rundweges ist daher der Passeig  Arqueològic. Ein Weg, der an alten römischen Stadtmauern aus dem 2. und 3. Jahrhundert vorbeiführt, aber auch an mittelalterlichen und neueren Stadtbefestigungsanlagen aus dem 14. bis 18. Jahrhundert. Das ist für mich alles nicht so leicht auseinander zu halten, aber zum Glück zeigt uns ein animiertes Video, wie die Anlagen nach und nach gebaut, erweitert, zerstört, neu aufgebaut und noch mehr erweitert wurden. Ein Archäologe in Tarragona zu sein, ist bestimmt ein super Job!
Stadtmauern aus der Zeit der Römer
Immer weiter entlang der Stadtmauer kommen wir dann zum Portal de Sant Antoni, durch das wir endlich wieder in die Innenstadt gelangen. Aber von dort hat man auch einen super Blick auf das Meer und auf all die ankernden Schiffe, die auch heute noch Tarragonas Hafen als wichtigen Mittelmeerhafen kennzeichnen.
Blick auf das Mittelmeer und die Schiffe, die vor dem Hafen ankern
Wir machen erst einmal einen Abstecher zur Kathedrale von Tarragona. Sie sieht von außen schon so beeindruckend aus, dass wir beschließen, sie uns trotz des recht hohen Eintritts auch von innen anzusehen. In unserem Kombiticket ist sie leider nicht enthalten, aber der Preis lohnt sich auf jeden Fall!
Die Kathedrale ist so beeindruckend riesig von innen, dass einem der Atem stockt bei solch einer architektonischen Bauleistung. Die Decke ist schier endlos hoch. In den Seitenschiffen sind unendlich viele kleinere Kapellen untergebracht. Etwas, dass ich aus evangelischen Kirchen nicht kenne. Jede kleine Kapelle hat ihre eigene Ausstattung, einen kleinen Altar, mal sehr schlicht, mal sehr überladen, immer mit einem Ständer, auf dem Besucher Kerzen anzünden können, und einer kleinen Spendenkiste. Vermutlich können Katholiken, je nachdem, wofür sie gerade beten, einem anderen Heiligen ein Lichtlein anzünden :-) Auch die Orgel ist überdimensional groß, der Hauptaltar sowieso. Er ist der Heiligen Thekla gewidmet. (Noch nie von ihr gehört...) Angeschlossen an die Kathedrale gibt es natürlich auch wieder ein Kloster. Und wo ein Kloster ist, da ist auch wieder ein Kreuzgang! :-) Die berühmten Kapitelle, die zeigen, wie eine Prozession Mäuse eine Katze beerdigt, haben wir leider nicht gesehen, weil wir erst später davon gelesen haben. Die Broschüre zur Kathedrale haben wir nur auf Englisch bekommen und da waren wir zu faul, das vor Ort genauer durchzulesen... Schade! Hier ein paar Eindrücke aus der Kirche:
Hauptportal
Mittelschiff
Hauptaltar
Orgel
Schlichtere Kapelle
Pompöse Kapelle
Kapelle für die Suffköppe
Innenhof des Kreuzgangs I
Innenhof des Kreuzgangs II
Nach einer kurzen Pause geht es dann weiter durch die Stadt auf den Spuren der Römer. Wir besteigen den Pretori romá, einen Turm, von dem aus man eine wunderbare Sicht auf das Meer und die umliegenden Gebäude hat.
Die Kathedrale
Die Ruinen des römischen Circus
Das Amphitheater
Vom Circus ist tatsächlich nur noch das übrig geblieben, was oben auf dem Foto zu sehen ist, d.h. ein winziger Teil der Südost-Kurve inklusive ein paar Sitzreihen und des großen Versorgungsganges. Eine Abbildung auf dem Aussichtsturm verdeutlicht uns, wie viele hundert Meter weiter das eigentliche Ende der Rennbahn war. Jetzt steht dort alles voller Wohnhäuser, aber die enormen Ausdehnungen des Circus' sind doch zu erahnen. Die Ruinen selbst sind aus der Nähe betrachtet nicht so sehr spannend, bis auf die Tatsache, dass diese Steine vor gut zweitausend Jahren aufeinandergestapelt wurden und jetzt immer noch so zusammenhalten. Der Versorgungsgang ist schon ziemlich riesig, aber gut, da müssen ja auch Pferderennwagen durchgepasst haben, nicht? Ansonsten gibt es dort nur sehr wenige erklärende Texttafeln, so dass der "Wow, echt?"-Effekt leider ausbleibt.
In den Circus-Ruinen
Nächstes Ziel ist dann endlich das Amphitheater. Darauf habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut. Ich meine, HEY, ein Amphitheater! Und das noch direkt am Meer! Also, naja, bis auf die paar Eisenbahnschienen, die da noch dazwischen liegen... Und ich musste nicht bis nach Griechenland fahren, um eines zu sehen! Gut, so ein bisschen hab ich mich schon gewundert. Was machen denn diese Ruinen da mitten im Amphitheater? Kulisse? Aber hier gab's zum Glück anders als im Circus die Erklärung (auch wenn ich an dem kleinen Ausstellungsraum fast vorbeigelaufen wäre):
Die Römer mochten ja die Christen anfangs nicht so leiden. Deshalb haben sie ein paar von ihnen verbrannt, natürlich am damaligen place to be, also im Amphitheater. Später, als die Christen dann das Sagen hatten und die Amphitheater-Kultur am Abflauen war, haben sie den verbrannten Märtyrer-Christen zu Ehren dann mitten in das Amphitheater eine kleine Kapelle gebaut. Gierig wie die Christen waren, war ihnen das natürlich irgendwann nicht mehr genug und aus der kleinen Kapelle wurde eine große Kirche.
Was dann kam und danach und danach und danach hab ich mir nicht alles gemerkt, aber es wurde angebaut, ausgebaut, oben drüber gebaut, vielleicht zwischendurch auch mal abgerissen und neu gebaut, aber in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts dann stand an Ort und Stelle eine Kaserne oder ein Gefängnis und vom einstigen Amphitheater war keine Spur mehr zu sehen. Ziemlich unglaublich, nicht? Wo man sich doch heute wieder auf die tausend Jahre alten Ränge setzen kann! Wie gesagt, Archäologe sein in Tarragona muss wirklich spannend sein, wenn man sich so nach und nach durch die Geschichte nach unten gräbt. Und wer entscheidet überhaupt, was stehen bleibt und was mit abgetragen wird? Ich meine, vielleicht war ja noch viel mehr von der alten Kirche übrig, aber sie haben nur die Grundmauern stehen lassen, damit man mehr vom Amphitheater sieht?
Eine Ruine in der Ruine - Kapelle und Amphitheater
Am "Balkon des Mittelmeers" vorbei laufen wir dann die Rambla Nova hinauf. In jeder katalanischen Stadt gibt es eine Straße mit diesem Namen und dabei handelt es sich immer um die Touristen-Meile. D.h. wir laufen so schnell wie möglich in eine Querstraße, um den Menschenmengen zu entkommen. Da die Hauptsaison ja noch nicht angefangen hat, ist es gar nicht so voll, aber Gewohnheit bleibt Gewohnheit :-)
Ein ziemlich weites Stück müssen wir latschen, um zur letzten römischen Sehenswürdigkeit in der Innenstadt zu gelangen - dem Fòrum Local romà, also dem Marktplatz. Hätten wir vorher gewusst, dass das einzig sehenswerte drei Steinsäulen sind, hätten wir uns den Weg gespart. Da diese Sehenswürdigkeit etwas ab vom Schuss ist, ist sie auch gar nicht weiter hergerichtet. Keine Texttafeln, keine Abbildungen, wie es mal ausgesehen haben könnte, einfach nichts! Witzig war allein der Kontrast dieser uralten Steinsäulen vor den Wohnblocks direkt dahinter, da der Marktplatz wirklich mitten in einem Wohngebiet ist.
Auf dem Fòrum Local Romà - gähnende Leere
Die Innenstadt hatten wir nun also ausreichend erforscht, aber während der Urlaubsplanung hatte ich schon von zwei weiteren Sehenswürdigkeiten etwas außerhalb der Stadt gelesen, die mindestens genauso sehenswert sein sollten. Zum Glück sind wir mobil mit dem eigenen Auto und auch wenn wir die Ausfahrt erst beim zweiten Mal erwischt haben, war es eigentlich recht leicht zu finden, das Aquädukt:
Pont del diable - ein römisches Aquädukt, heute Viadukt für Spaziergänger :-)
Etwas kleiner, als es in meiner Vorstellung war, aber trotzdem sehr cool! Natürlich sind wir einmal drübgelaufen, denn Wasser führt es nun nicht mehr.
Daniel auf dem ehemaligen Aquädukt
Und um zum Schluss noch die Frage zu beantworten "Mensch, wie konnten die Römer denn solch große, beeindruckende Bauwerke errichten?", sind wir in den Steinbruch Pedrera del Mèdol gefahren. Auch der war eigentlich recht gut zu finden mit dem Auto. Hier haben die Römer also all die Steine abgebaut, aus denen dann Amphitheater, Circus, Stadtmauer und Aquädukt wurden. Er liegt rund 8 km vor der Stadt an der schon damals wichtigen Via Augusta. Leider war der eigentliche Steinbruch schon geschlossen, als wir dort ankamen. Davon, dass er überhaupt Öffnungszeiten hat, hatte ich gar nichts gelesen, aber das ist wohl auch erst sehr neu, denn überall standen neue Schilder und Texttafeln, die teilweise sogar noch in Plastikfolie eingepackt waren. Auch Tarragona ist Weltkulturerbe-Stadt und nach und nach werden jetzt die einzelnen historischen Bauwerke vermutlich moderner präsentiert werden. Um die Steinbruch-Grube führte also ein angelegter Weg mit niegelnagelneuen Begrenzungen, also sind wir einmal drumherumspaziert und haben bestaunt welche enormen Mengen Stein die Römer dort rausgeholt haben. Auf dem Foto ist nur eine kleine Ecke zu sehen (die gesamte Grube ist 200 m lang und 10 bis 40 m breit), aber wenn man sich vorstellt, dass die gesamte Fläche ja so hoch war, wie im Hintergrund, und sie dann angefangen haben, nach unten den Stein abzutragen, dann ist das schon ziemlich unglaublich. Mitten im Steinbruch steht eine Steinsäule, die die Römer verschmäht haben, vermutlich, weil das Gestein minderwertige Qualität hat. Sie ist 16 m hoch und bietet einen guten Eindruck davon, wie tief die Römer Stein abgetragen haben. Es wird geschätzt, dass sie dort rund 50000 Kubikmeter Stein gewonnen haben!
Am Rande des ehemaligen römischen Steinbruchs El Medol
Das sind rund 740 dieser Standard-Schiffscontainer voll. (Wobei ich nicht weiß, ob man nicht das maximale Füllgewicht überschreitet, wenn man sie randvoll mit Steinen packen würde... also vielleicht sind's auch ein paar mehr Container.) Und wenn man die alle auf Güterzüge laden würde, dann wären das vielleicht so 15 bis 20 Güterzüge. (Jedenfalls in Deutschland, wo ein Güterzug maximal 700 m lang sein darf.) Zwischen Köln, Koblenz und Mannheim fahren pro Stunde 12,5 Güterzüge (das ist alle 4,8 min einer), d.h. die Steine wären da in nicht mal zwei Stunden durch... Mmh, plötzlich erscheinen es gar nicht mehr so viele. Naja, aber wenn man sie alle in Handarbeit aus dem Fels schlagen müsste. Ohne elektrisch betriebene Steinsäge oder TNT... Naja, dann hätte man auch gar keine Güterzüge, um sie abzutransportieren... Und... und... und dann merkt man plötzlich, dass es eigentlich schon viel zu spät ist :-) Gute Nacht!