Als ich zu Weihnachten "Building Stories" bekam, hab ich euch schon ein wenig über den Autor und Zeichner Chris Ware geschrieben.
Auch einer meiner Lieblingscomics "Jimmy Corrigan - The smartest kid on earth" ist von ihm. In dem Buch geht es um, wie soll es auch anders sein, Jimmy Corrigan. Jimmy als kleiner Junge, Jimmy als junger Mann. Die Geschichte von Jimmys Vater und Großvater. Eigentlich ist es eine ziemlich traurige Geschichte. Und Jimmy sieht auch immer unheimlich traurig aus; und alt; schon als kleiner Junge. Ein Junggeselle, der täglich mit seiner Mom telefoniert. Ein Held ist er, wenn überhaupt, nur in seinen Tagträumen. Bis ein Brief von seinem Vater, zu dem er jahrzehntelang keinen Kontakt hatte, seine einsame kleine Welt durcheinanderrüttelt.
Besonders mag ich den Zeichenstil von Chris Ware. Sehr klar und gut strukturiert. Kein Strich zu viel und auch keiner zu wenig. Und genauso ist das mit den Worten. Denn der Comic ist nicht nur so besonders gut wegen der Bilder, sondern wegen des Zusammenspiels von Bild und Wort. Die Bilder zeigen, was Worte nicht ausdrücken können, oder nicht immer so eindringlich. Und Worte geben den Bildern oft eine andere oder eine zusätzliche Bedeutung. Und manchmal sind auch die Worte Bilder, d.h. ihre Schriftart, Farbe, Größe hat Bedeutung.
Das macht einen guten Comic erst perfekt und obwohl ich schon viele gute Comics gelesen habe, kriegen das bei weitem nicht alle so gut hin. Obwohl das doch eigentlich erst die Daseinsberechtigung eines Comics ausmacht. Sonst hätte es ja auch eine Bildergeschichte oder ein einfacher Text bleiben können. Der einzige andere Comic, in dem mir das noch deutlicher klargeworden ist, als bei Jimmy Corrigan, ist "V For Vendetta" von Alan Moore und David Lloyd. Best comic ever!
Aber bleiben wir bei Chris Ware. Denn auf der Internetseite des Guardian gibt es aktuell einen neuen Comic von ihm, der in wöchentlichen Episoden erscheint. Er heißt The Last Saturday und verfolgt das Leben von sechs Menschen in Sandy Port, Michigan. Protagonist ist Putnam Grey, ein Schuljunge. Und schon auf der ersten Seite verspricht es wieder, eine doch eher traurige Geschichte zu werden, als der grauhaarige Junge von Mitschülern drangsaliert wird. Bald darauf lernt man seine Eltern kennen, seine große Liebe Rosie und Sandy, seine... ja, einfach Sandy. Jeden Freitag gibt es eine neue Seite und vielleicht habt ihr auch Lust, das so gespannt zu verfolgen, wie ich :-)
Was die Geschichten von Chris ware vielleicht noch so besonders macht, ist die Normalität seiner Protagonisten. Das sind keine Helden, keine supercoolen Typen, mit denen man sich identifizieren möchte. Noch nicht einmal Normalos mit Problemen wie du und ich, die es dann am Ende aber doch irgendwie hinbekommen, also am Ende doch wieder die Coolen sind. Deshalb ist "Normalität" vielleicht nicht das richtige Wort. Durchschnittlichkeit eher, oder vielleicht sogar Unterdurchschnittlichkeit. Je nachdem, wo man sich selbst in Bezug auf die Charaktere platziert. Oft schwankt man zwischen Mitleid, Verständnis, Abneigung und Verständnislosigkeit. Ihr werdet verstehen, was ich meine, wenn ihr in The Last Saturday Putnam Grey kennenlernt :-)
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